Stromhunger entfacht Run auf Miner

Manchmal überschlagen sich die Börsennews so sehr, dass man zweimal hinschauen muss – diese Woche war wieder so ein Fall. 50 Prozent Kursfeuerwerk bei Nebius, 35 Prozent bei Oracle und bei Iren bisher plus 27 Prozent. Was war da los?

Oracle hat spektakuläre Zahlen vorgelegt. Der Ansturm auf das Cloud-Geschäft ist so groß, dass sich die RPOs – vertraglich vereinbarte Leistungen, die noch nicht als Umsatz realisiert wurden – auf 455 Mrd. Dollar erhöht und sich damit vervierfacht haben. Die Bookings stiegen in nur einem Quartal auf 332 Mrd. Dollar. Mit dieser Machtdemonstration hat Oracle endgültig zu Google Cloud, AWS und Microsoft Azure aufgeschlossen und ist nun offiziell der vierte Hyperscaler. Eine Entwicklung, auf die wir die Leser unseres Blogs frühzeitig hingewiesen haben.

Nicht minder spektakulär waren die News von Nebius. Der Neocloud-Anbieter hat mit einem gigantischen Vertrag mit Microsoft alle Zweifler am Geschäftsmodell verstummen lassen. Nebius wird im neuen AI-Rechenzentrum in New Jersey in den nächsten fünf Jahren Microsoft Rechenpower im Wert von bis zu 19,4 Milliarden Dollar anbieten. Wenige Tage später hat sich das Unternehmen zu sehr attraktiven Konditionen 3,7 Mrd. Dollar Kapital beschafft und damit die Finanzierung der Expansion gesichert. Die Aktie legte an einem Tag um 50 Prozent zu. Seit dem Listing vor einem Jahr hat sich der Kurs mehr als verfünffacht. Investoren im The Digital Leaders Fund und des EM Digital Leaders waren von Anfang an dabei.

Zoomt man heraus, zeigt sich ein klares Bild: Der weltweite Bedarf an „Compute” wird in den kommenden Jahren dramatisch steigen. Nach Schätzungen des Lawrence Berkeley National Laboratory beanspruchten Rechenzentren in den USA bereits im Jahr 2024 60 Gigawatt elektrische Leistung. Die Prognosen für 2030 liegen bei teilweise mehr als 200 GW. Das Problem: Nach Schätzungen von Databridge wächst die Leistung im öffentlichen Stromnetz jährlich nur um 5 GW.

Der Engpass für Rechenzentren ist nicht mehr der Nvidia-GPU, sondern Strom. Das bestätigt auch eine Umfrage von Schneider Electric, der Betreiber von Rechenzentren befragte, was den Ausbau am stärksten bremst: Stromversorgung liegt mit 92 Prozent auf Platz eins, Zugang zu GPUs liegt auf Platz vier mit 81 Prozent. Bemerkenswert: 73 Prozent der Betreiber sehen den Zugang zu Wasser als wachsendes Hindernis.

Für Hyperscaler und Neocloud-Anbieter stellt sich damit die Frage, wie sie ihre ambitionierten Ziele erreichen können, wenn sich der Ausbau neuer Kapazitäten schwierig gestaltet. Ein möglicher Weg: Kaufen statt Bauen. Und wer hat sich schon früh mit Stromleitungen eingedeckt und über Jahre in AI-Chips investiert? Richtig – die Bitcoin-Miner. Meine These: Wir stehen vor einer großen Übernahmewelle bei den Krypto-Schürfern.

Das knappe Gut Strom hat bei den Bitcoin-Minern eine Fantasie ausgelöst, die mit Bitcoin selbst kaum etwas zu tun hat.Es war also eine Woche, die zeigte: Strom ist die neue Währung – und Bitcoin nur die Kirsche obendrauf.

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Dieser Beitrag wurde zuerst auf der Internetseite thedlf.de unter https://thedlf.de/bitcoin-miner/ veröffentlicht
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