Alphabet Aktie: YouTube löst Netflix als umsatzstärksten Streamingdienst ab

Die Alphabet Aktie ist seit dem Start im März 2018 ein fester Bestandteil des Portfolios von The Digital Leaders Fund.

Alphabet Aktie Kurs Chart. Quelle: aktien.guide

Hier zahlt sich für Langfristinvestoren ein langer Atem aus: Während die Aktie in den ersten beiden Jahren bis März 2020 unterm Strich nur seitwärts lief, hat sich die Google Mutter seitdem im Wert mehr als verdoppelt. Bei einem Kurs von 2.700$ beträgt der Enterprise Value mittlerweile stolze $1,7 Billionen.

Es ist an der Zeit kritisch zu hinterfragen, ob jetzt die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen ist.

Die Zahlen zum zweiten Quartal 2021

Alphabet hat wie fast alle Tech Riesen ein außergewöhnlich gutes zweites Quartal 2021 hinter sich. Man reibt sich beim ersten Blick auf die wichtigsten Zahlen schon etwas die Augen: 

  • Der Umsatz ist in zweiten Quartal um 62 Prozent auf knapp 62 Milliarden Dollar regelrecht explodiert. 
  • Das operative Einkommen verdreifachte sich auf 19,3 Milliarden Dollar, das entspricht einer operativen Marge von 31 Prozent.
  • Und auch der Gewinn pro Aktie schoss um 169 Prozent hoch. Alphabet hat damit unterm Strich in nur einem Quartal 27,26 Dollar pro Aktie verdient.
Alphabet Aktie Quartalszahlen Übersicht

Allerdings sollte man sich als Beobachter von den Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahresquartal nicht allzu sehr blenden lassen. Denn dieses brachte den Höhepunkt des Corona-Lockdowns in der westlichen Welt mit einem entsprechenden Einbruch auch der Online-Marketing-Aktivitäten in vielen Branchen mit sich. Die Vergleichszahlen waren also entsprechend schwach, das wird sich in den kommenden Quartalen wieder nivellieren.

Um das “echte” Wachstum einschätzen zu können, ist eher ein Vergleich mit dem 2. Quartal 2019 angebracht. Damals setzte Alphabet knapp 39 Milliarden Dollar um, das entspricht einem Wachstum von 26 Prozent p.a. in den vergangenen beiden Jahren. Auch das ist eine erstaunlich hohe Wachtsumsrate für einen Konzern dieser Größenordnung.

YouTube auf dem Siegeszug

Alphabet kommt mittlerweile gut voran in seinem Bemühen, sich aus der alleinigen Abhängigkeit vom Suchmaschinen-Werbegeschäft zu befreien.

YouTube ist mittlerweile das zweitwichtigste Standbein. Die Video-Sharing-Plattform befindet sich auf dem besten Weg, das größte Streaming-Unternehmen der Welt zu werden. Alleine mit Werbung hat YouTube im zweiten Quartal über 7 Milliarden Dollar umgesetzt, das ist 84 Prozent mehr als im Vorjahresquartal und fast so viel wie der gesamte Netflix-Umsatz im zweiten Quartal 2021, der um gerade mal 19 Prozent wuchs. 

Leider macht Alphabet die kompletten Zahlen von YouTube nicht transparent. Aber wir dürfen wohl davon ausgehen, dass YouTube inkl. der Subskriptionen und weiterer Umsatzquellen im Gesamtjahr 2021 Netflix als umsatzstärksten Streaming-Anbieter überholen wird.

Leider berichtet Alphabet weder über die vollständigen YouTube Umsätze noch über die Profitabilität. Im Vergleich zu Netflix bietet das YouTube Geschäftsmodell den großen Vorteil, dass die User selbst den Content erstellen und YouTube daher nicht auf die kapitalintensive Produktion von immer neuem Original Content angewiesen ist.

Jede Minute laden Millionen von Usern 300 Stunden an Video-Content hoch. Da ist dann wirklich für jeden Geschmack etwas dabei – und es besteht im Gegensatz zu mehr oder weniger aufwendig produzierten Eigenproduktionen keine Gefahr, dass die YouTube-Produktionen von der Zielgruppe verschmäht werden. Sogar TikTok hat man zuletzt Paroli bieten können, die vergleichbaren “YouTube Shorts” Videos wurden zuletzt 15 Milliarden Mal täglich aufgerufen. 

Etwa die Hälfte der Einnahmen zahlt YouTube an die Ersteller der Videos weiter. Das sind deutlich weniger Content-Kosten als bei Netflix. Somit sollte YouTube wesentlich profitabler als Netflix ist sein und deutlich wertvoller. Netflix wird derzeit an der Nasdaq mit $240 Milliarden bewertet.

Ob Alphabet irgendwann das Versteckspiel um den wahren Wert von YouTube beendet und die kompletten Zahlen offenlegt? Wahrscheinlich eher nicht, es sei denn, man entscheidet sich für eine (freiwillige) Abspaltung vom Alphabet-Konzern.

In jedem Fall ist YouTube ein Musterbeispiel für den außergewöhnlich langen Atem mit dem Alphabet seine Investments angeht. Zur Erinnerung: Vor ziemlich genau 15 Jahren hatte Google die Videosharing-Website nur ein Jahr nach deren Start für den damals unglaublich hoch anmutenden Preis von $1,65 Milliarden akquiriert. Heute hat sich dieses Investment im Wert mehr als verhundertfacht – eben weil man zunächst viele Jahre lang den Fokus auf Wachstum und nicht auf Profitabilität legte.

Google Cloud holt auf

Eine ähnliche Success-Story könnte sich bei Google Cloud entwickeln. Hier geht Alphabet sogar heute schon etwas transparenter als bei YouTube mit dem Zahlenwerk um:

Im zweiten Quartal 2021 ist der Umsatz von Google Cloud um 54 Prozent auf gut $4,6 Milliarden vorangekommen. Damit wächst Google Cloud derzeit schneller als AWS und auch als Microsoft Azure (zuletzt +51 Prozent) und gewinnt damit Marktanteile hinzu.

Genauso wichtig ist, dass der Google Cloud Chef Thomas Kurian trotz des aggressiven Wachstumskursen gut auf seinem Weg zur Profitabilität vorankommt. Im zweiten Quartal wurde der operative Verlust im Vergleich zum Vorjahresquartal mehr als halbiert und betrug nun noch knapp $600 Millionen. Das sind knapp 13 Prozent vom Umsatz gegenüber einem damals noch heftigen Verlust i.H.v. 47 Prozent vom Umsatz im Vorjahr.

Dennoch sollte man als Aktionär bei Google Cloud nun nicht den schnellen Sprung in die Profitabilität innerhalb der nächsten wenigen Quartale erwarten. Das Management hat im Analystencall nochmals klargemacht, dass Marktanteile (insbesondere gegenüber AWS und MS Azure) für die Google Cloud Plattform eine höhere Priorität genießen.

Happy Birthday Intrinsic – Eine neue Alphabet Company

Aus den Google X Labors heraus erblickt gerade eine neue Alphabet-Tochterfirma namens Intrinsic das Licht der Welt. Die wird zukünftig genauso wie Waymo, etc. unter dem Segment “Other Bets” konsolidiert.

Intrinsic ist eine Software Company, die eine neue Generation von Industrierobotern zum Leben erwecken soll, welche einfacher in der Programmierung, flexibler in der Anwendung und weniger teuer sein sollen als die heute üblichen Modelle.

Industrieroboter werden schon seit einigen Jahrzehnten in der Fertigung von Autos und vielen anderen Produkten z.B. in der Fließbandfertigung eingesetzt. Diese Roboter haben sich seit vielen Jahren vom Grundsatz her nur wenig verändert. Sie sind nur für die repetitive Ausführung mehr oder weniger starrer Aufgaben geeignet und nicht wirklich “intelligent”.

Die Ingenieure von Intrinsic wollen das ändern: In den letzten 5 Jahren wurde in den Alphabet eigenen X-Labors viel daran geforscht, wie man Industrieroboter mittels neuer Technologien wie Sensoren und AI die Fähigkeiten geben kann, ihre Umgebung wahrzunehmen, zu lernen und Anpassungen an ihren Handlungen vorzunehmen. Nun will man bei Alphabet diese Grundlagentheorie unter dem Dach von Intrinsic in konkrete Softwareprodukte umsetzen und entsprechend monetarisieren.

Besonders spannend aus deutscher Sicht: die technologische Führungsmannschaft rund um Torsten Kroeger (CTO) und Rainer Bischoff (Innovation Lead) kommt zum großen Teil aus Deutschland.

Das ist kein Zufall: Denn hierzulande war man lange Zeit führend bei Industrierobotern. Ob dies auch in der Zukunft noch der Fall sein wird, das darf man angesichts dieses Exodus von führenden Robotics-Experten zumindest bezweifeln.

Die Bewertung der Alphabet Aktie

Bei Alphabet passt aktuell fast alles. Dementsprechend kostet die Aktie einen Premium-Aufschlag. Nicht nur der Aktienkurs notiert auf einem Rekordhoch, sondern auch das Bewertungsniveau gemessen am Verhältnis vom Enterprise Value zu Sales.

Soll heißen: Die Alphabet Aktie ist derzeit so teuer wie schon lange nicht mehr.

Alphabet Aktienkurs im Vergleich mit Alphabet EV/Sales. Quelle: aktien.guide

Aber diese Bewertung ist angesichts der hohen Profitabilität und des wiedererstarkten Wachstums durchaus gerechtfertigt und längst nicht so überzogen wie bei vielen anderen Tech Aktien, insbesondere aus der zweiten Reihe. 

Das Forward KGV (für das Gesamtjahr 2021) dürfte bei ca. 30 liegen, derzeit revidieren die Analysten nach den überragenden Zahlen vom Quartal ihre Gewinnschätzungen kräftig nach oben.

Insgesamt ist Alphabet eine Buy+Hold Aktie, die man möglichst langfristig besitzen sollte. Gewinnmitnahmen drängen sich hier auch angesichts der jüngsten Rekordkurse nicht unbedingt auf.

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