Bilanzen wie Katzengold

Verspätete oder schlechte Jahresabschlüsse sind klare Warnsignale

Noch nie war Gold so teuer und beliebt wie gerade jetzt. Es wird als Synonym für Sicherheit benutzt. Das sehen Käufer des Edelmetalls so und es wird ihnen auch von den Goldanbietern vermittelt. Beim Kauf kommt es allerdings nicht nur auf die Sicherheit des physischen Metalls selbst an, sondern auch auf die Seriosität des Anbieters. Kann ein Anleger sich darauf verlassen, dass er das Gold bei einem Sparplan irgendwann geliefert bekommt? Ist das von einem Anbieter für seine Kunden verwahrte Gold in dessen Tresoren sicher? Das ist nicht einfach zu beurteilen, weshalb zumindest ein Blick in die Finanzzahlen eines Unternehmens nicht schon Fragen aufwerfen sollte. Bei den nachfolgenden Unternehmen ist dies allerdings der Fall, weshalb hier Vorsicht angebracht ist.

Amavest. 

 Die 2017 von Arif Burak Komut als BK Consulting GmbH gegründete Firma heißt seit Ende 2018 Amavest GmbH. Im Rahmen der Namensänderung haben Mehmet Karatas und Ammar Coban Anteile an der Firma übernommen. Alle drei sind Mitte 20 und wollen mit Amavest auch Goldsparpläne verkaufen. Ab 50 Euro im Monat geht es los. Einmalzahlungen sind ab 1.000 Euro möglich. Um Anlegern die Ratenzahlung schmackhaft zu machen, benützt Amavest unpassende Begriffe wie risikolos: „Anleger profitieren vom sogenannten ‚cost average effect‘, da sie bei gleichbleibender monatlicher Spareinlage bei niedrigem Goldpreis eine höhere und bei hohem Goldpreis eine geringere Menge Gold erhalten und die Wertanlage somit im Mittel stabil und risikolos ist.“ Aber unabhängig davon sollten Anleger schon deshalb vorsichtig sein, weil der erst kürzlich für 2018 hinterlegte Jahresabschluss ein negatives Eigenkapital ausweist.

Aurum Cor. 

Das in Saarbrücken ansässige Edelmetallhaus wird von Carmela Nimmesgern geführt. Sie hat den Jahresabschluss 2018 bereits im Juni 2019 festgestellt, wobei er erst im Februar 2020 im Bundesanzeiger als hinterlegt abrufbar war. Ein Grund für die Verzögerung könnte in den schlechten Bilanzzahlen gelegen haben. Bei 232.000 Euro Bilanzsumme steht auf der Aktivseite ein negatives Eigenkapital von 181.000 Euro. Das geringe Restkapital in Form von überwiegend Umlaufvermögen bestand zu einem Fünftel auch noch aus Forderungen gegen Gesellschafter. Angesichts dieser Bilanzzahlen sollten Anleger Werbeaussagen durchaus kritisch hinterfragen: „Die aurum cor GmbH bietet Ihnen maximale Sicherheit.“

Blue Lion.

Den Handel, die Lagerung und den Verkauf von Edelmetallen hat die Blue Lion Investment GmbH seit 2016 als Geschäftszweck definiert. Gut scheinen die Geschäfte nicht zu laufen. Der Jahresabschluss 2016 (!) ist erst seit November 2019 beim Bundesanzeiger als hinterlegt abrufbar. Die Bilanz zeigt mit 24.000 Euro negativem Eigenkapital bei einer Bilanzsumme von 91.000 Euro wenig Substanz. Neuere Zahlen sind trotz der zwischenzeitlich vergangenen Jahre nicht verfügbar. Der in Anspielung auf den eigenen Firmennamen gewählte Unternehmensslogan ist zumindest auf die eigenen Finanzzahlen in Frage zu stellen: „Blue Lion – Ein Investment, stark wie ein Löwe.“ Zur Ankurbelung der Umsätze mit den Goldsparplänen wird ziemlich perfide argumentiert: „Kaufen Sie Gold über eine der zahlreichen Plattformen, können Sie nicht sicher sein, dass die Daten nicht irgendwann durch das Netz schwirren – und Begehrlichkeiten wecken. Insbesondere in Bezug auf das Einbruchrisiko raten wir hier zur Vorsicht.“

Bonus.Gold.

Erst ein einziger Jahresabschluss ist von der in Köln ansässigen Bonus.Gold GmbH im Bundesanzeiger abrufbar. Die Zahlen für 2017 zeigen bei 14,5 Millionen Euro Bilanzsumme nur ein dünnes Eigenkapital von 224.000 Euro. Positiv ist, dass die Bilanz sogar von einem Wirtschaftsprüfer testiert ist. Allerdings hat dieser eine Einschränkung in Bezug auf die vorhandenen Bestände vorgenommen. Ein rein formaler Hintergrund sei die Ursache, wie der Unternehmensanwalt erklärte. Der türkische Wirtschaftsprüfer sei vom Unternehmen beauftragt worden, weshalb der die Bilanz testierende deutsche Wirtschaftsprüfer dessen Prüfung der Goldvorräte nicht uneingeschränkt übernehmen dürfe. Bonus.Gold hätte daraus gelernt: „Es ist jedoch sichergestellt worden, dass für zukünftige Jahresabschlussprüfungen der Prüfungsauftrag für die Jahresabschlussprüfung der Vorräte am Standort Istanbul vom deutschen Wirtschaftsprüfer erteilt wird.“ Überprüfbar ist das leider nicht, weil bisher weder die 2018er noch die 2019er Bilanz veröffentlicht wurden. Auf Anfrage hat der Wirtschaftsprüfer Artur Bieganski allerdings eine Bescheinigung übersandt, wonach er am 21. Januar 2020 insgesamt 828 Kilogramm Gold und 247.000 Euro als Vermögen feststellte.

Deutsche Gold Manufaktur.

Jens Hestermann führt das in Landshut angesiedelte Unternehmen allein. Laut der Bilanz 2018 waren die Verbindlichkeiten deutlich höher als das ausgewiesene Vermögen. Deshalb zeigt sich bei einer Bilanzsumme von 224.000 Euro eine Unterbilanz in Form eines Eigenkapitalfehlbetrages über 118.000 Euro. Auf Nachfrage führt Hestermann dies auf zwei Gründe zurück: „Die Gesellschafterin Intelligence Financial Division GmbH hat 2015 – 2018 gesamt rund 400.000 € in den Geschäftsaufbau der Deutsche Gold Manufaktur GmbH investiert. Die Gesellschafterin hat diese Investitionen voll versteuert und bei der Deutsche Gold Manufaktur GmbH wurden sie als Verbindlichkeiten gebucht. Das wirkt sich natürlich in einer Bilanz zu 100% aus. Des Weiteren ist die Deutsche Gold Manufaktur GmbH in 2017 und 2018 von einem (Ihnen sicherlich) gerichtsbekannten Interneterpresserportal mit Sitz in den USA massiv angegriffen worden.“ Über den Gesellschafter, die FIT GmbH wurde im Februar 2018 ein Insolvenzverfahren eröffnet, weshalb deren Geschäftsanteile an der Deutschen Gold Manufaktur GmbH (DGM) eingezogen wurden. Laut Hestermann hatte dies keine Auswirkungen auf die DGM, weil der heutige Alleingesellschafter Intelligence Financial Division GmbH (IFD) ohnehin schon über einen Kauf der Anteile verhandelte. Bezüglich der Forderungen durch IFD an DGM liegt ein Rangrücktritt vor, „so dass die buchmäßige Überschuldung nicht zu einer Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne führt.“ Abschließend verweist Hestermann auf eine zwischenzeitlich deutlich verbesserte Finanzsituation, die in der erhöhten Nachfrage nach Gold begründet ist: „Im Übrigen wurde beispielhaft der Umsatzerlös von 2,43 Mio. € aus dem Jahr 2018 bereits im Mai 2020 erreicht; das heißt unsere Geschäfte steigen stetig.“

Gold Silber Kontor.

2018 war kein gutes Jahr für die Berliner Gold Silber Kontor GmbH. Das mit 123.000 Euro Ende 2017 noch positive Eigenkapital wurde durch erhebliche Verluste zu einem Fehlbetrag von 107.000 Euro. Bei einer Bilanzsumme von 824.000 Euro ist dies durchaus nennenswert. Der Geschäftsführer Olaf Görgler hat dazu im Bilanzanhang erklärt: „Die Rechtsfolgen aus § 64 GmbHG treten gleichwohl nicht ein, da die Gesellschaft eine positive Fortführungsprognose erstellt hat.“ Eine Gewinn- und Verlustrechnung ist in dem veröffentlichten Jahresabschluss nicht enthalten, so dass keine Relation zum jährlichen Umsatz hergestellt werden kann.

MG-Marketing.

Die Bilanz 2018 der MG-Marketing GmbH ist zwar innerhalb der 12-monatigen Frist im Bundesanzeiger hinterlegt worden, allerdings sind die Zahlen nicht gerade vertrauenserweckend. Denn bei einer eher kleinen Bilanzsumme von 233.000 Euro zeigt sich ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag in Höhe von 33.000 Euro. Zu den Hintergründen dieses negativen Eigenkapitals hat die unterzeichnende Geschäftsführerin Aneta Zumkeller zumindest in der veröffentlichten Version nichts berichtet. Kritisch zu sehen ist auch die Tatsache, dass mit 164.000 Euro der erhebliche Teil des Vermögens aus einer Forderung gegen Gesellschafter besteht.

R&R Consulting.

Die unter der Marke Aurimentum auftretende Firma aus Kulmbach hängt mit den veröffentlichten Bilanzen besonders weit zurück. Die Geschäftsführer Reinhard Scherm und Reinhard Fuchs haben zuletzt für das Jahr 2015 Finanzzahlen beim Bundesanzeiger hinterlegt. Mit 266.000 Euro Eigenkapitalfehlbetrag bei einer Bilanzsumme von 371.000 Euro sind diese nicht gerade vertrauenserweckend. Als Investmentcheck im September 2019 bereits über das Unternehmen kritisch berichtete, hat die Kanzlei Cronemeyer & Grulert für das Unternehmen zu den Jahresabschlüssen 2016 und 2017 noch vollmundig mitgeteilt: „Die Bilanzen werden in den kommenden Wochen alle ordnungsgemäß hinterlegt und auch veröffentlicht werden.“ Die „kommenden Wochen“ sind längst vorbei und Zahlen gibt es immer noch nicht. Eine Erklärung war auf Nachfrage nicht zu erhalten.

Loipfinger’s Meinung.

Wer im Finanzbereich tätig ist, für den sollte Transparenz eine Selbstverständlichkeit sein. Zu spät eingereichte Jahresabschlüsse sind hingegen ein klares Warnzeichen. Schlechte Bilanzzahlen in Form eines negativen Eigenkapitals sprechen auch nicht für die Solidität eines Unternehmens. Bei Goldinvestments ist das immer dann besonders bedenklich, wenn Ansparpläne verkauft und/oder das Gold der Kunden eingelagert wird. Nicht erst seit dem großen Betrugsfall mit PIM-Gold sollten Anleger bei der Partnerwahl besonders Acht geben.

Service.

Unter kostenrechner.online gibt es einen einzigartigen Rechner für die Wirkung von Kosten bei Goldinvestments. Gerade Sparpläne verschiedener Anbieter kombinieren verschiedene anfängliche mit laufenden Kosten, wodurch die Gesamtwirkung aller Aufwendungen für einen Anleger schwer nachvollziehbar wird. Selbst wenn ein Anleger eine jährliche Wertsteigerung beim Goldpreis von fünf Prozent annimmt, fressen die Kosten bei zahlreichen Angeboten die Rendite komplett auf. Unter kostenrechner.online kann jeder Interessierte die Bedingungen verschiedener Angebote eintragen und in ihrer Kostenwirkung vergleichen. Dazu wird immer das theoretische Ergebnis vor allen Kosten mit dem tatsächlichen Ergebnis nach Kosten berechnet.

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