Wir haben in den vergangenen Tagen eine Art tieferer Recherche zu einer Entwicklung betrieben, die uns ein paar Sorgenfalten auf die Stirn zaubert.
Hintergrund war und ist die Mitteilung der Credit Suisse, dass man rund 4,7 Milliarden Dollar abschreiben müsse, die einem Hedgefonds als Wertpapierkredit gewährt wurden. „Archegos Capital“ war es mit diesen (und anderen) Mitteln gelungen, sein Eigenkapital gleich 8-fach zu hebeln. Dieser 8:1 Leverage ist dabei sehr unüblich, normal ist ein Verhältnis von 2:1. Über die Hintergründe wurde dann in den Medien an vielen Stellen spekuliert, Grund genug für uns, einmal den Versuch zu starten, hinter die Kulissen zu schauen und uns quasi durchzufragen.
Die alles entscheidende Frage für uns:
„Warum nur kollabiert der Archegos Fonds auf dem Allzeithoch der Aktienmärkte?“
Schließlich waren die meisten der eingegangenen Positionen seit dem Jahresbeginn sehr schön im Plus. Um einen „Margin Call“, also die Nachforderung von Eigenkapital aufgrund von Schieflagen im Portfolio, konnte es sich nicht gehandelt haben.
Mmmh – was ist passiert?
Hat „Archegos“ vertragliche Vereinbarungen verletzt? Gar Gesetze gebrochen? Hatten Goldman Sachs und Morgan Stanley deshalb begonnen, das 8:1 gehebelte Portfolio zu liquidieren? Die in kürzester Zeit mehr als halbierten Kurse der Aktien von „Discovery“ und „Viacom“ sprechen da eine deutliche Sprache. Es liegt nahe, dass „Archegos“ die Höhe des Hebels (Leverage) gegenüber den genannten Banken verschleiert, die riesigen Positionen über Swaps gehalten hat, für die es keinerlei Meldepflichten bei den Aufsichtsbehörden gibt. Oder gab es sogar (illegale) Absprachen mit anderen Marktteilnehmern? Also faktische Kursmanipulation?
So waren die Long-Positionen (man setzt auf steigende Aktienkurse) von „Archegos“, das wissen wir heute, gleichzeitig Short-Positionen (man setzt auf fallende Kurse) im Hedgefonds „Melvin Capital“? Der war ja mit seinen Shorts in der GameStop Aktien schon vor einigen Wochen arg unter die Räder gekommen.
Unsere Vermutung in der Sache ist, dass die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegt.
Beim Blick über den Tellerrand fällt in diesem Zusammenhang auf, dass das Volumen der Kredite, die für Aktienkäufe aufgenommen werden, mit über 800 Milliarden Dollar auf einem noch nie gesehenen Niveau liegt. Welche Zahl dazu kommt, wenn wir diese Summe mal – anstatt mit normalem 2-fachen Hebel – mit einem 5-, 6-, oder gar 8-fachen Hebel betrachten, malen wir uns besser nicht aus.
So ist denn auch der Titel unseres heutigen Beitrages gedacht – Ungemach vor dem Hintergrund, dass das riesige „Archegos“ Leverage über die Swap Geschäfte völlig außerhalb jeglicher Statistik oder gar Regulierung gehalten wurde…
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Bild von Travis Wolfe