Ist die EU schuld an der Pleite von vielen Fluggesellschaften?

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Die Liste der europäischen Fluggesellschaften, die Insolvenz anmelden müssen, wird immer länger. Jetzt teilte auch Primera Air mit, den Flugbetrieb einstellen und Insolvenz anmelden zu müssen. Auch Small Planet Airlines hat selbiges erst vor kurzer Zeit verkündet.

Beide Airlines hatten vor dem Insolvenzgericht die hohen Entschädigungsansprüche der EU-Richtlinie für Verspätungen und Flugausfälle als einer der Ursachen für die Insolvenzanmeldung genannt.

In der EU-Fluggastrechteverordnung 261/2004 ist klar festgehalten, welche Entschädigung Fluggesellschaften bei Flugverspätung, Flugannullierung und Nichtbeförderung bis zu drei Jahre rückwirkend zahlen müssen. Seit 2005 stärkt die Richtlinie nun schon die Rechte des Fluggastes innerhalb der Europäischen Union.

Ganz zum Unmut der Fluggesellschaften.

Laut den Angaben des Luftfahrtverbandes IATA haben sich die Verspätungen im europäischen Luftverkehr im Jahr 2018 mehr als verdoppelt.

Auch wenn die Airlines gerne hervorheben, dass Streiks und schlechte Wetterbedingungen die Ursache für die zahlreichen Verspätungen und Ausfälle sind, ist es doch vor allem eher die Gier und Selbstüberschätzung der Fluggesellschaften.

Das beste Beispiel dafür ist das Verhalten der Airlines nach der Air-Berlin-Insolvenz: Sie stürzten sich, allen voran Lufthansa, auf die Lücken, die Air Berlin hinterließ. Lufthansa plante bereits Flüge mit den Maschinen von Air-Berlin – doch dann ist der Verkauf der Air-Berlin-Tochter Niki an Lufthansa gescheitert. Die Fluggesellschaft hat ihr Übernahme-Angebot zurückgezogen. Grund waren Bedenken der EU-Kommission gegen eine Übernahme aus wettbewerbsrechtlichen Gründen. Nun fehlten aber etliche Flugzeuge für Verbindungen, die Passagiere schon gebucht hatten.

Auch der Konkurrenzkampf um die begehrten Start- und Landerechte (Slots) gehen am Ende nur zu Lasten des Verbrauchers. Um die Slots, die die Airlines von Air Berlin bekommen haben, nicht direkt wieder zu verlieren, müssen die Fluggesellschaften diese auch bedienen. Da aber Flugzeuge und Personal Mangelware sind, sind Verspätungen und Flugausfälle vorprogrammiert.

Mehr Zeitfenster im Flugplan, mehr Reserveflugzeuge und mehr Kerosin an Bord, um wenn nötig auch mal schneller fliegen zu können, könnten bereits Abhilfe schaffen.

Da es den Airlines aber mehr um Konkurrenzkampf als um die Interessen der Kunden geht, ist nicht die EU-Richtlinie Schuld an der Pleite vieler Fluggesellschaften – die Airlines sind selbst schuld.

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