Für Altkunden mit hohen Garantiezinszusagen ein Segen, für Neukunden trotz deutlich niedrigeren Garantiezinses noch immer beliebt? Die Lebensversicherung als Anlage- und Finanzprodukt hat in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität verloren. In Deutschland gibt es aber immer noch rund 82 Millionen aktiv laufende Lebensversicherungsverträge! Neukunden – wenn es solche noch geben sollte – sollten beim Abschluss einer Lebensversicherung wissen, welche Arten von Versicherungen es gibt und worauf zu achten ist.
Kapitallebensversicherungen
Kapitallebensversicherungen werden meist als langfristiges Sparprodukt für die private Altersvorsorge genutzt. Der Kunde zahlt monatlich oder jährlich Beiträge an seine Versicherung. Einen (recht großen) Teil davon zieht der Versicherer für angefallene Kosten ab, ein (meist kleineren) Teil geht in die Absicherung des Todesfallrisikos und ein weiterer Teil wird im “Deckungsstock” des Versicherers für den Kunden intransparent angespart. Das Versicherungsunternehmen übernimmt mit seiner Bonität eine Garantie auf Rückzahlung der einbezahlten Beträge zuzüglich der garantierten Zinsen (wenn es noch welche gibt) und im besten Fall noch einen (meist auch recht übersichtlichen) Überschussanteil.
Rentenversicherungen
Möchte der Kunde am Ende der Vertragslaufzeit nicht nur eine einzige Kapitalauszahlung erhalten, kann er sich dazu entscheiden, lebenslang eine monatliche Rente ausgezahlt zu bekommen. Die Rentenversicherung gleicht in der Ansparphase einer Kapitallebensversicherung, jedoch fällt meist der Todesfallschutz weg.
Fondsgebundene Lebensversicherungen
Renten- sowie Kapitallebensversicherungen gibt es auch in Form von fondsgebundenen Angeboten, bei denen der “Ansparanteil” des Beitrages des Kunden in Fonds investiert werden. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen ist es wichtig, dass der Sparer regelmäßig kontrolliert, ob die Fonds seinen Zielen und Qualitätsanforderungen genügen. Ein aktives Management der Fonds findet durch den Versicherer in der Regel nicht statt.
Risikolebensversicherungen
Risikolebensversicherungen sind besonders für Familien wichtig. Sie sollen das Einkommen für die Hinterbliebenen im Todesfalle absichern. Gerade für Familien, die einen Immobilienkredit aufgenommen haben, oder wenn einer der Partner Hauptverdiener ist, ist eine Risikolebensversicherung quasi unverzichtbar. Stirbt der Versicherte, zahlt die Versicherung eine vereinbarte Todessumme an die Angehörigen. Auch gemeinsame Firmeninhaber können sich mit einer Risikolebensversicherung gegenseitig absichern. Besonders attraktiv ist eine Risikolebensversicherung wegen der vergleichsweise geringen Kosten. Allerdings werden die eingezahlten Beiträge nicht wieder erstattet.
Der Garantiezins
Der Garantiezins ist der Zins, den Lebensversicherer maximal ansetzen dürfen, wenn sie ihren Kunden vorrechnen, welche Leistung ihnen mindestens garantiert wird. In den 1990er Jahren lag er noch bei 4,00%, mittlerweile müssen sich Neukunden aufgrund des niedrigen Zinsumfelds mit ca. 0,90% zufrieden geben. Das aber auch nur bis Ende des Jahres, denn ab dem 01.01.2022 sinkt der Zins auf 0,25%. Vorteil ist aber weiterhin, dass es sich um einen – wenn auch sehr niedrigen – Festzins handelt, mit welchem die Kunden gut kalkulieren können.
Zu beachten ist, dass die Garantieverzinsung nicht auf den gesamten Beitrag gewährt wird, sondern nur auf den Sparanteil (gezahlter Beitrag minus Kosten der Versicherung für Verwaltung, Vertrieb und Todesfallschutz der Police). Nur ca. 70-80% des Policenbeitrags bleiben nach Abzug aller Kosten als Sparanteil übrig! Achtung: Durch die niedrigen Marktzinsen und die hohen Kosten können viele Anbieter ihren Kunden nicht mal mehr garantieren, dass bei Vertragsende zumindest die eingezahlten Beiträge sicher sind.
Die Kunden können zusätzlich auf eine Überschussbeteiligung hoffen. Deren Höhe ist aber natürlich nicht zugesagt. Überschüsse bestehen größtenteils aus Gewinnen, die der Versicherer mit dem Kundengeld am Kapitalmarkt über das hinaus erwirtschaftet, was er seinen Kunden durch den Garantiezins zugesagt hat. Zu einem kleineren Teil speisen sich Überschüsse aus Kostengewinnen. Sie fallen an, weil Lebensversicherer ihre Verwaltungskosten (zu) hoch ansetzen. Sind die tatsächlichen Kosten geringer, werden die Überschüsse den Kunden gutgeschrieben. Zurzeit können Kunden vielleicht auf eine Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung von bis zu 2 Prozent hoffen.
Steuerpflicht
Altkunden profitieren davon, dass ihre Erträge aus der Lebensversicherung steuerfrei waren. Dies änderte sich Anfang 2005. Seitdem müssen Kunden auf die Erträge aus der Versicherung 25 Prozent Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer zahlen. Eine ermäßigte Besteuerung ist nur bei einer Mindestlaufzeit von zwölf Jahren und einer Auszahlung nach dem 60. Geburtstag bzw. bei Vertragsabschluss ab 2020 erst ab dem 62. Lebensjahr des Versicherungsnehmers möglich. Werden die Voraussetzungen erfüllt, sind nur 50 Prozent der Erträge steuerpflichtig, dann aber mit dem individuellen Steuersatz . Die ermäßigte Besteuerung gilt auch für fondsgebundene Lebensversicherungsverträge, bei denen die Versicherungsgesellschaft die Beiträge während der Laufzeit in Fonds investiert hat.
Vorzeitige Vertragsbeendigung
Häufig ist es mit Verlusten verbunden, den Vertrag zu kündigen, da die Versicherung nur den aktuellen Rückkaufswert der Police zurückzahlt. Manchmal ist es daher besser den Vertrag durchzuhalten. Alternativen sind der Verkauf der Police, da der Aufkäufer meist den Rückkaufswert plus einen Aufschlag zahlt, oder in manchen Fällen eine Rückabwicklung. In jedem Fall macht es Sinn vor Abschluss einen langfristigen Versicherungsvertrages darüber nachzudenken, ob nicht die Kombination aus Risikolebensversicherung und Fondssparplan die bessere Alternative sein kann.
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Bild von only_kim/Shutterstock
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